Nächtlicher Wüstenkoller


Es ist wirklich krass heiß geworden. Selbst nachts kühlt es sich nicht mehr sonderlich ab und ich schwitze mich tot in meinem auf max. 5°C ausgelegten Winterschlafsack. Zu rechnen war mit diesen Temperaturen wohl nicht. Normal wären jetzt Nachts Temperaturen um die 0° C gewesen, +/- 5°. So, wie es in den ersten Nächten noch war, da war es nie über 10° C. Manchmal hatte ich zwei Schlafsäcke ineinander gesteckt, um nicht zu frieren. Nun ist der dünne zu dünn und der dicke zu dick – dumm gelaufen. Wirklich übel ist vor allem der Wind, der nachts konstant bläst und nicht zu unterschätzen ist, wenn man nass geschwitzt den Schlafsack öffnet. Mal abgesehen von der Gefahr, sich zu verkühlen, ist es auch wirklich nervig, so im Windzug zu liegen. Und ich rede nicht von leichten Brisen! Es pfeift zwischenzeitlich wie an der Nordsee im Winter bei Windstärke 8 bis 10 und bringt mich z.Zt. regelmäßig um den Schlaf, dieses nervige Peitschen, Heulen und Pfeifen. Die anderen sind da offenbar nicht so empfindlich, aber mir tut es wirklich weh in den Ohren und im Hals. Schlafen kann ich nur, wenn ich mir die Schlafsackkapuze komplett über den Kopf ziehe – doch dann sterbe ich wieder den Hitzetod. Tags in der Wüste schwitzen ist eine Sache – nachts eine ganz andere. Das finde ich viel unangenehmer, zumindest, wenn man schlafen möchte. Und diese ständige Gefahr, dass es anfängt zu regnen, macht mich auch nervös. Der Himmel sieht gruselig aus und die Luft ist wirklich feucht, für Wüstenverhältnisse. Die Schlafsäcke sind morgens klamm bis nass und selbst der Mond hat einen sichtbaren Hof, was ich hier vorher auch noch nicht gesehen habe.

Eva liegt neben mir und steht da total drüber, sie schläft einfach und kann meine Sorge gar nicht nachvollziehen: wenn's regnet, regnet's eben – dann können wir noch immer in die Höhle gehen, meint sie. Recht hat sie ja. Trotzdem fallen mir andauernd die diversen Horrorgeschichten ein, die man mir erzählt hat, über Regen in der Wüste und wie plötzlich er kommen kann und mit welcher Wucht. Ich bin nicht wirklich wild darauf, im Schlaf weggeschwemmt zu werden (was an unserem Schlafplatz natürlich nicht passieren wird, so schlau sind wir mittlerweile schon, das wir uns "sichere" Plätze suchen). Ach, ich weiß auch nicht, was im Moment mit mir los ist. Wüstenkoller. Wetterkoller. Ich glaube, ich kriege eine Erkältung und bin in Moment einfach etwas "unleidlich". Und der Gedanke an den bald bevorstehenden Abschied macht mir auch zwischendurch zu schaffen, obwohl ich versuche, nicht soviel daran zu denken, um mir die letzten schönen Tage nicht selber zu verleiden. Das wird früh genug real. Leider. Also, im Moment bleiben ist angesagt. Und im Moment ... bin ich einfach nur genervt. Mistiger Wind. Bäh.

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