Hurra, wir leben noch!

Wochenlang hat sie mich beschäftigt – was habe ich mir nicht alles an Möglichkeiten zurechtgesponnen – und nun habe ich sie hinter mir: Die erste Nacht unter freiem Wüstenhimmel!

Tja, was soll ich Euch sagen: ich lebe noch! (»war ja auch nicht anders zu erwarten ...«, werden einige von Euch gedanklich anmerken – jaja, ich weiß!)

Es ist natürlich keine meiner schlimmen Visionen eingetroffen. Weder hatte ich nächtlichen Besuch von Schlangen oder Skorpionen, noch bin ich erfroren. Was nicht heißt, dass ich nicht trotzdem erst einmal die volle Paranoia gefahren hätte: ... ein Geräusch ... Taschenlampe an ... alles ableuchten ... ein Käfer ... wohin läuft der? ... weg! ... Taschenlampe aus ... es raschelt ... Taschenlampe an ... aus ... usw. Irgendwann war die neben mir liegende Eva kurz davor mich zu erschlagen und ich habe mich einfach nicht mehr getraut, noch mehr Unruhe zu verbreiten. Aber geschlafen habe ich in dieser ersten Nacht trotzdem nicht viel, alles war einfach zu ungewohnt!

Ich will damit nicht sagen, dass es nicht schön war, ganz im Gegenteil, es war mehr als schön. Nur eben ganz anders als ich dachte – im Positiven als auch im Negativen. Die gute Nachricht kennt Ihr ja nun schon, kein böses Tier hat mich aufgefressen. Dafür war der Sternenenhimmel, von dem man mir soooo viel erzählt hatte, schon ein bisserl enttäuschend. Er war praktisch überhaupt nicht vorhanden, der Mond schien einfach zu hell. Wolfgang hat ganze 26 Sterne gezählt, das ist definitiv nicht genug um darüber einzuschlafen, oder? Es war, als hätte jemand vergessen, das große Licht auszuschalten. Eva hat ein ganzes Kapitel aus ihrem Buch im Mondlicht gelesen, und sie lief ganz gewiss keine Gefahr, sich die Augen zu verderben. Eine Schlafbrille, wie sie die VIPs in der First Class bekommen, wäre nicht schlecht gewesen. Also, es war wirklich sehr hell ... aber auch das war wunderschön. Die Felsen, die Kamele, die Wüste im kühlen Mondlicht. Alles wirkte so "heimelig" und friedlich. Die Stille war schier unbeschreiblich und wurde durch die wenigen Geräusche, die sie hin und wieder unterbrachen, eher noch unterstrichen als gestört. Schilf und Pampasgras wiegten sich leise im Wind und ab und zu hörte man eine Zikade oder das Wiederkäuen der Kamele ... und dann wieder: absolute Stille. Wenn ich zwischendurch doch einmal einschlief, war ich bei jedem Aufwachen komplett orientierungslos und musste mich erst wieder daran erinnern, dass ich im Freien lag, mitten in der Wüste. Es war schon sehr seltsam.
Heute morgen wurde ich wach, noch bevor die Sonne richtig aufging. Wir hatten uns extra so gelegt, dass wir nur die Augen öffnen brauchten, um den Sonnenaufgang zu beobachten und es sah wunderschön aus, wie die Felsen und das ganze Tal nach und nach in goldenes Licht getaucht wurden. Was nicht ganz so schön aussah, war mein verquollenes, von akutem Schlafmangel gezeichnetes Gesicht. Ich bekam kaum die Augen auf, so geschwollen waren meine Lider. Dementsprechend war ich wenig begeistert, als ich Maria 'umherschleichen' und unser erstes Aufwachen unter freiem Himmel dokumentieren sah ... aber das gehört wohl dazu, unsere Lieben zuhause wollen ja schließlich auch was zu sehen bekommen ..!





Nach dem Frühstück geht es heute weiter zum Coloured Canyon – ich halte Euch auf dem Laufenden! Jetzt muss ich erstmal Katzenwäsche machen ...

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