
Nach unserem ersten Frühstück in der Wüste zogen wir heute zunächst ohne die Kamele los in Richtung Coloured Canyon. Von unserem Nachtlagerplatz aus, der ja in einem Tal lag, gab es zunächst einen sehr steilen und anstrengenden Aufstieg ... hoch und höher hinauf, über Geröll, das ständig seine Farbe wechselt, über unterschiedlichstes Gestein, von Granit über Sandstein, von Schiefer und Porphyr zu vulkanischem Gestein ... vieles kann ich nicht einmal einordnen, ich weiß nur, dass hinter jeder Ecke eine neue Farbe auf uns wartet, es ist wirklich alles andere als "öde und wüst" in dieser Wüste Sinai!


Immer wieder bin ich erstaunt, wo sich auf einmal Wege vor uns auftun, mit welcher Zielsicherheit Farag sich durch diese Berge und Täler, durch Wadis und Canyons bewegt, die für mich wie ein Labyrinth, für ihn jedoch ganz offensichtlich sein Zuhause sind. Schon auf dem Weg zum berühmten 'Coloured Canyon' gab es viel zu sehen. Die unterschiedlichen Gesteinsarten im Sinai bewirken, dass man alle paar Meter über anderen Untergrund läuft. Selten ist der Sand wirklich einfach nur Sand, im Sinne von Quarzsand. Häufig ist es reiner Pudersand und der ist wirklich ein Phänomen: mal rosa, mal hellblau, fliederfarben, grau, dann wieder gelb, orange oder sogar weiß.


Am späten Vormittag und in gleißender Hitze erreichen wir dann den Coloured Canyon, der uns nach den vielen beeindruckenden Landschaften unterwegs nicht mehr ganz so spektakulär vorkommt, wie er den mit Jeeps unmittelbar aus ihren Hotels angekarrten Strand- und Pool-Touristen erscheinen muss, die in Bikinis und Flip-Flops – z.T. wirklich fast unbekleidet – diesen Wüstencanyon durchwandern. Ein etwas surrealer Anblick, um es halbwegs diskret zu umschreiben.




Schön ist es hier trotzdem. Über die Jahrtausende hat die Erosion Sandsteinschichten in den unterschiedlichsten Rot-, Rosa- und Orangetönen freigelegt und beinahe expressionistische Gemälde und bizarre Muster, Formen und Strukturen hineingezeichnet und gemeißelt, die aufgrund der Mittagssonne momentan leider nur im Schatten der Schlucht wirklich zur Geltung kommen.


Wir laufen, klettern und kriechen durch die oft nur schulterbreiten Pfade aus feinem, bunten Pudersand, unter und über herabgefallene Felsbrocken hinweg, die zwischendurch immer wieder einmal den Weg versperren und bei den Touristen z.T. für Aufregung und Belustigung sorgen, besonders wenn wieder jemand "stecken bleibt" und unter Biegen und Brechen gedrückt und gezogen wird, um das Zuviel an Körpermmasse irgendwie über das Hindernis zu bugsieren ... sehr amüsant!


Vom Coloured Canyon aus geht es weiter über langgestreckte Hammadas (Stein-/Felswüste), weite Regs (Kieswüste) und einige wenige Ergs (Dünen) ... nee, was bin ich doch 'n oller Klugscheißer ... Insgesamt legen wir wieder gute 700 Höhenmeter zurück und als wir gegen späten Mittag an unserem neuen Lager ankommen, wo Beduinen und Kamele schon auf uns warten, sind wir von der Hitze und der Anstrengung total geschafft. Alle freuen sich auf das Mittagessen, die wohlverdiente Rast und besonders auf den kühlen Schatten unter dem Felsvorsprung ...
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