'Alexandria Beach'

Da es mit dem Lesen nicht klappt, versuche ich, Euch meine Eindrücke und Gedanken ein bisschen zu beschreiben. Der Tag ist so voll mit Neuem und Schönem, dass für Gedanken und Worte anderer, wie ich sie jetzt in meinen Büchern finden würde, zum ersten Mal kein Platz in meinem Kopf ist. Wieder liege ich im Schatten vor meiner Hütte, auf meinem 'Daybed', und beobachte das Geschehen um mich herum. Der Himmel ist wolkenlos, das Rote Meer tiefblau, und es weht ein leichter, angenehm warmer Wind. Über mir hängt ein Mobile aus Muscheln, Korallen und Steinen. Jemand hat sich die Mühe gemacht, kleine Vögel – kleine weiße Tauben – aus den Korallen zu schnitzen, liebevoll bis ins Detail, wie alles hier im Camp 'Alexandria Beach'. Selbst in den Waschräumen gibt es immer wieder etwas zu entdecken – bunte Schmetterlinge, die an den Deckenbalken schaukeln, orientalische Lampen, in die Wand eingelassene Seifenschalen aus echten Muscheln – alles ist so gepflegt, sauber und wohnlich, einfach gemütlich. Immer wieder erblickt man unerwartet etwas Überraschendes.

Und über allem liegt diese unglaubliche Stille, diese angenehm beruhigende Atmosphäre, die ich so noch nirgendwo erlebt habe. Nur ganz selten kommt mal ein Mensch vorbei – Beduinenfrauen, die Schmuck und Kleidung verkaufen möchten, ein einsamer Spaziergänger aus einem der umliegenden Camps, oder der sogenannte Supermarkt, ein "fliegender Händler", der allerlei Dinge verkauft: Kekse, Süßigkeiten, Getränke, Zigaretten.

Auch unser Miteinander in der Gruppe ist schlicht und schön. Es gibt keine Zwänge, keine zu erfüllenden Erwartungshaltungen, die Stimmung ist intim, ohne aufdringlich zu sein. Erstaunlicherweise ist man sich überhaupt nicht fremd, wie man es doch erwarten sollte, wo wir uns kaum kennen. Alle erscheinen mir so seltsam vertraut und ich muss schmunzeln über die vielen Gedanken, die ich mir in Deutschland noch gemacht habe, wie 'die anderen' wohl sein werden, ob man sich sympathisch ist, ob man zusammenpasst, als Gruppe. Diese Frage stellt sich einfach gar nicht mehr.




Nicht mehr lange und es gibt Abendessen, das natürlich – wie sollte es anders ein – auch wunderbar ist ... sudanesische Gerichte, viel frisches Gemüse und Obst, Fisch und Meeresfrüchte, Kräuter und exotische Gewürze, und auch hier alles liebevoll bis ins Detail dekoriert und serviert. So reichhaltig kann Einfachheit sein. Stille, Schlichtheit und Genügsamkeit, wie sie zuhause im buddhistischen Zentrum gelehrt werden, bekommen hier ein ganz neues Gesicht ..!

Nach dem Essen, wenn es dunkel und kalt wird, entfachen die Sudanesen ein Lagerfeuer, um das wir auf gemütlichen Kissen und Teppichen gemeinsam sitzen, schweigen, reden, Tee trinken und unseren Gedanken nachhängen, bis wir müde werden und langsam – jeder zu seiner Zeit – schlafen gehen ... ein Tag im Camp!

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