Es geht los ...

Bei schönstem Mond und Sternenhimmel ging es los ... Lilli im Reisefieber! Am Flughafen Köln-Bonn dann unerwartet die ersten Probleme. Das Check-In System sämtlicher deutschen Flughäfen war zusammengebrochen und es hieß warten und entspannt bleiben, was leider nicht jedem in meinem Umkreis gelang ... mir schon! Voller Vorfreude und ganz tranquilo harrte ich der Dinge, die da kommen sollten. Nach zig Stunden in Köln und München war ich dann endlich in der Luft! Ein traumhafter Flug, zunächst über die dick weiß verschneiten Alpen, über Österreich, die Slowakei, Albanien, Griechenland – wunderschön die vielen Inseln, die aus der Luft ganz deutlich zu erkennen waren – dann entlang der türkischen und israelischen Grenze, vorbei am Gaza-Streifen ... und endlich: der SINAI!

Braune Wüste, durchzogen von hellen Sandadern, wie Blutgefäße wirken sie aus der Luft. Nirgendwo Zivilisation, keine Spur. Dafür übelste Turbulenzen durch den heftigen Wüstenwind und dann ... Taba. Nichts. Ein trister Militärflughafen in endloser Sandweite. Durch den starken Wind schafft der Pilot es nicht, die Landebahn anzufliegen, das Flugzeug driftet seitlich ab und er versucht es wieder und wieder. Im Flugzeug herrscht bedrückte Stille und die wenigen Leute sind recht angespannt. Nicht nur wegen der Turbulenzen, auch die Aussicht auf ihren Urlaubsort scheinen sich die meisten anders vorgestellt zu haben. Wussten die gar nicht, dass Taba in der Wüste Sinai liegt?

Nach mehreren vergeblichen Anflügen dreht endlich der Wind und wir können landen. Die gruseligen Vollbremsungen der kurzen Landebahn von La Palma gewohnt, wo man immer damit rechnet, am Ende doch wieder durchstarten zu müssen, erwarte ich nun das schlimmste, doch die Landebahn hier ist endlos lang und der Pilot bremst kaum, lässt das Flugzeug beinahe ausrollen, so kommt es mir zumindest vor. Uff, allgemeine Erleichterung!

Nach den etwas langwierigen und nervigen Visaformalitäten, deren detaillierte Beschreibung ich euch hier ersparen möchte, dann die Fahrt ins Camp. Maria, die mit ihrem Mann Hans die Wüstenreise leitet, holt mich mit einem Beduinentaxi ab und es geht los. Der trostlose Flughafen, die Mondlandschaft rundherum, der viele Nato-Stacheldraht und die MG-bewaffneten Soldaten an den Checkpoints verursachen eine etwas gedrückte Stimmung bei mir und ich frage mich ganz spontan: "Was mache ich hier überhaupt? Bin ich von allen guten Geistern verlassen?" Doch Maria und Eva, meine "Mitreisende" aus München, die ich im Taxi auch endlich kennenlerne, sind extrem nett und ich entspanne mich schnell wieder. Irgendwann ändert sich dann auch die Landschaft. Die Straße führt Richtung Küste, ich schaue umher und bin überwältigt, wie schnell sich alles zum Schönen verändert. WOW!! Berge, wie mit Pastellkreiden gemalt, rosa, ocker und zartgelb. Blauer Himmel mit Schäfchenwolken über dem blausten Meer, das ich je gesehen habe, der Golf von Aqaba. Am anderen Ufer, optisch zum Greifen nah, Jordanien und Saudi Arabien.

Die Fahrt ins Camp "Alexandria Beach" dauert nicht lang und das Camp selber ist wie ein Traum aus 1001 Nacht. Es wird von Sudanesen geführt, alle drei sind sehr sympathisch, gastfreundlich und auf eine ungewohnte Art aufmerksam und gleichzeitig diskret, überhaupt nicht aufdringlich oder nachlässig, wie man es bei uns häufig von "Servicepersonal" (sorry) gewohnt ist. Wir sind erst einmal ganz allein in diesem Camp, die drei anderen (Hans-Jürgen, Marias Mann, holt die beiden Männer in unserer Gruppe in Sharm ab, was etwas weiter entfernt liegt als Taba) sind noch nicht angekommen. Alles ist ruhig und wunderschön, ich atme tief durch und genieße es, endlich hier zu sein.

Nun liege ich hier in meiner Schilfhütte und lausche dem Wind und den Wellen ... und dem entfernten Bellen der zahlreichen Hunde ... es dämmert und in wenigen Minuten wird es stockfinster sein, darum verabschiede ich mich nun von Euch und wünsche ...

Gute Nacht – Tisbah ala khear!


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