Dünenträume und Kamelzecken


Hier passiert soviel in so kurzer Zeit, dass es schwer ist, alles wiederzugeben ... unsere zweite Nacht in der Wüste verbrachten wir an einem völlig anderen Platz als die erste. Nach der Nacht im Tal, eingerahmt von Bergen, schliefen wir gestern hoch oben auf einer Düne. Unsere kleine Karawane zog nach dem Lunch gestern in dieses riesige Wadi, wo die Beduinen das Lager am Fuße einer saharagelben Sanddüne aufbauten. Nach vorne war das Wadi weit und offen, endete nach hinten aber in einer Art "Bucht", wo die große Düne an einen Sandsteinfelsen anschloss. Auf einem schmalen Felsvorsprung, sozusagen unserer "Terrasse" zur Düne, hatten Eva und ich unser Schlafgemach gerichtet.

(Links seht ihr den Blick von unserem Schlafplatz nach unten, oben einen Teil unserer gemütlichen "Schlafnische").

Ein wunderbarer Ort mit einer tollen Atmosphäre, die nur durch die massenhaft auftretenden Kamelzecken (Hyalomna dromedarii) leicht getrübt wurde. Jedoch haben wir uns entschlossen, diese zukünftig zu ignorieren, in der Hoffnung, dass die Zecken es uns mit einer vergleichbaren Reaktion danken und harren der Dinge, die da kommen ... Farag konnte unsere Aufregung angesichts der Zeckenplage (die Viecher sind immerhin so groß wie mein Fingernagel und ich hatte vorher gelesen, dass mit Ihnen nicht zu spaßen sei, da sie das sogenannte "Krim-Kongo-Fieber" übertragen können) sowieso nicht wirklich nachvollziehen. Leicht schmunzelnd antwortete er auf unsere Frage, ob diese Kamelzecken gefährlich wären: »Only if you are a camel. ARE you a camel ..?«

Während unseres Abendessens hat uns Farag dann Beduinengeschichten erzählt, die irgendwie stets von Kamelen, Tigern und Wölfen zu handeln scheinen. Und Datteln, natürlich. Es wird verhext, verzaubert, gestorben, wie es in guten Geschichten so sein muss. Später haben wir unseren "Jungs" bei ihren Spielen zugesehen, die sie uns als typische Beduinenspiele ankündigten, die jedoch fast identisch mit den Spielen sind, die wir früher in der Grundschule auf dem Schulhof gespielt haben: Engelchen und Teufelchen (hier 'Datteln und Bananen'), wer hat Angst vor'm schwarzen Mann (hier heißt's 'Wolfman'), usw. Niedlich ... wenn vier ausgewachsene und ein kleiner Beduine hoch oben auf einer Sanddüne Grundschulspiele veranstalten und sich dabei halb tot lachen und die Düne runterkugeln lassen, das ist schon witzig ..!




Nachts lagen Eva und ich in unseren Schlafsäcken, umgeben von Zecken- und Echsenspuren, und warten darauf, dass wir müde genug zum Einschlafen wurden, um uns keine Sorgen mehr zu machen. Der Mond wird jeden Tag voller und schien extrem hell, wir quatschten und quatschten und irgendwann ließen wir die Zecken Zecken sein und schliefen ein. Heute morgen weckte uns wieder ein beeindruckender Sonnenaufgang, gleich gegenüber unserer "Betten", wir waren unversehrt, ohne unerwünschten "Anhang" und kein Tierchen hatte sich in unsere Schlafsäcke verirrt.


(Auf dem rechten Foto seht ihr die wirklich seltsam anmutenden Zecken- und Käferspuren. Wirken wie in den Sand gedrückte Reißverschlüsse, lustiges Muster, oder?)

Nach einem weiteren reichhaltigen Frühstück mit viel frischem Obst und leckerem, von den Beduinen im Feuer gebackenem Brot, ging es dann hoch zu Kamel weiter, zu einem Platz namens "Bir Biriya" (oder so ähnlich), einem Brunnen mitten in der Wüste, an dem wir uns dann endlich auch waschen können ... Freu!!

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